90-Jähriger zückte Handy – da verschwand der falsche Polizist

Ein älte­res Ehe­paar in Men­den wäre am Mon­tag bei­na­he auf fal­sche Poli­zei­be­am­te her­ein­ge­fal­len. Als der Geld-Abho­ler gegen 19 Uhr an der Haus­tür an der Wer­ler Stra­ße klin­gel­te, emp­fing ihn der miss­traui­sche 90-jäh­ri­ge Ehe­mann jedoch mit dem Han­dy in der Hand. Bevor der Seni­or ein Foto machen konn­te, ergriff der Betrü­ger die Flucht. Die Gefahr war damit jedoch nicht gebannt. 

Am Nach­mit­tag nahm das Unheil wie­der ein­mal sei­nen Lauf: Ein Anru­fer mel­de­te sich bei dem Ehe­paar und gab sich als Poli­zei­be­am­ter der Wache in Men­den aus. Er tisch­te der Senio­rin eine der übli­chen Lügen­ge­schich­ten auf. Angeb­lich soll­te ein Über­fall bevor­ste­hen, wes­halb das Ehe­paar unbe­dingt sein Ver­mö­gen in Sicher­heit brin­gen müs­se. Stun­den­lang tele­fo­nier­ten die Betrü­ger mit der Frau. Die war schließ­lich der­art ver­un­si­chert, dass sie einer Geld-Über­ga­be zustimm­te. Nur weni­ge Stun­den nach dem ers­ten Anruf stand ein Abho­ler vor der Tür, um das Geld der Senio­ren in ver­meint­lich „siche­re Ver­wah­rung“ zu neh­men. Dabei wäre nur eines so gut wie sicher gewe­sen: Dass das Ehe­paar sein Geld nie wie­der gese­hen hätte. 

Als der 90-jäh­ri­ge Ehe­mann die Han­dy­ka­me­ra zück­te, um ein Foto zu machen, ergriff der Unbe­kann­te zwar die Flucht. Geld wur­de nicht über­ge­ben. Doch die Täter wähn­ten sich so nahe am Ziel, dass sie ihre Opfer wei­ter bear­bei­te­ten. Par­al­lel erreich­te der miss­traui­sche Seni­or einen Ver­wand­ten, der die ech­te Poli­zei infor­mier­te. Die konn­te um 20.53 Uhr einen Strei­fen­wa­gen los­schi­cken. Die Ermitt­ler hof­fen nun, dass der Unbe­kann­te beob­ach­tet wur­de. Er ist ca. 25 Jah­re alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß und hat eine schlan­ke Sta­tur, dunk­le Haa­re und hel­le Haut. Er trug einen beige­far­be­nen Over­all und einen schwar­zen Mund-/Na­se-Schutz. Mög­li­cher­wei­se ist er mit einem Fahr­zeug mit aus­wär­ti­gem Kenn­zei­chen ange­reist, das eini­ge Zeit im Bereich der Wer­ler Stra­ße geparkt haben könnte. 

Die Poli­zei warnt noch ein­mal ein­dring­lich: Bege­ben Sie sich nicht in Gefahr! Am bes­ten ist es, immer wie­der mit Bekann­ten und Ver­wand­ten über fal­sche Enkel und Poli­zei­be­am­te, Fake-Pfle­ger oder Gewinn­spiel-Betrü­ger zu reden. Wer sich der Gefahr bewusst ist, der kann im Ernst­fall das Rich­ti­ge tun: Das Tele­fon ein­fach auf­le­gen, ein paar Sekun­den war­ten und dann die ech­te Poli­zei unter der Not­ruf­num­mer 110 anwäh­len. Die Täter set­zen ihre Opfer der­art unter Druck und mani­pu­lie­ren sie geschickt, dass die meist älte­ren Men­schen wider bes­se­ren Wis­sens nach­ge­ben und Geld und Schmuck abliefern. 

Täg­lich rufen die Betrü­ger vor allem bei älte­ren Men­schen im Mär­ki­schen Kreis an. Am Mon­tag war eine Men­de­ner Poli­zei­strei­fe prak­tisch den gan­zen Nach­mit­tag damit beschäf­tigt, Anzei­gen von Senio­ren auf­zu­neh­men und ihnen Ver­hal­tens­hin­wei­se zu geben – bis zu dem Vor­fall in der Wer­ler Stra­ße. Es gibt eine erheb­li­che Dun­kel­zif­fer, weil nicht jeder Anzei­ge erstat­tet. Vie­le, die tat­säch­lich Geld und Wert­sa­chen abge­lie­fert haben, schä­men sich wegen ihres Feh­lers und erstat­ten des­halb kei­ne Anzei­ge. Die Poli­zei betont noch ein­mal, dass sie kei­ne Wert­sa­chen oder Geld „in Ver­wah­rung“ nimmt. Wer die Gefahr sol­cher betrü­ge­ri­schen Anru­fe zumin­dest ver­min­dern will, der soll­te seine(n) Vor­na­men aus dem Tele­fon­buch strei­chen las­sen oder ganz auf einen Ein­trag verzichten.