Kai Hagen: EZB-Entscheidung ist das richtige Signal

Als gutes Signal bewer­tet der Vor­stands­vor­sit­zen­de der Ver­ei­nig­ten Spar­kas­se im Mär­ki­schen Kreis, Kai Hagen (Foto), die Ent­schei­dung der Euro­päi­schen Zen­tral­bank zur Leit­zins­er­hö­hung um 0,50 Pro­zent­punk­te. Es sei sehr zu begrü­ßen, dass sich die EZB für die­sen gro­ßen Zins­schritt ent­schie-den habe und sich von den Minus­zin­sen ver­ab­schie­de – damit sei aber ledig­lich ein Anfang im Kampf um die Geld­wert­sta­bi­li­tät gemacht. „Die EZB hat bereits viel zu lan­ge gewar­tet. Die Zins­er­hö­hung ist zwar das rich­ti­ge Signal, aber es ist viel Zeit ver­schenkt wor­den“. Es müss­ten zügig wei­te­re Schrit­te fol­gen, um die Infla­ti­on wirk­sam bekämp­fen zu können.

Die Anpas­sun­gen tre­ten zum 27. Juli in Kraft. Selbst­ver­ständ­lich ent­fällt zu die­sem Zeit­punkt auto­ma­tisch die Berech­nung der Ver­wah­rent­gel­te gegen­über den Kun­den. “Auf­grund der inter­nen hohen Frei­be­trä­ge waren unse­re Kun­den bis­her aber nur ver­ein­zelt betrof­fen“, ergänz­te Hagen.

Es ist die ers­te Zins­er­hö­hung seit elf Jah­ren. U. a. auch die Zöger­lich­keit der Zen­tral­bank hat dazu geführt, dass die Teue­rungs­ra­te auch im Juni auf Rekord­ni­veau lag. Für die Spa­rer in Deutsch­land hat das erheb­li­che Fol­gen. Sie gera­ten zwi­schen hohen Infla­ti­ons­ra­ten und nied­ri­gen Zin­sen in eine geld­po­li­ti­sche Zan­ge. Bei einer Infla­ti­ons­ra­te von zuletzt rund 7,5 % bleibt der Real­zins wei­ter­hin deut­lich nega­tiv. Jeder gespar­te 100-Euro-Schein ver­liert der­zeit 7,50 Euro Kauf­kraft pro Jahr.

Es wird sich zei­gen, ob die Erhö­hung des Leit­zin­ses tat­säch­lich aus­reicht, um die Preis­stei­ge­run­gen zu brem­sen oder gar unter Kon­trol­le zu brin­gen. Vor allem die Lage auf den Ener­gie­märk­ten ist zur­zeit schwer ein­zu­schät­zen. Hier wird es auf­grund des Basis­ef­fekts in den nächs­ten Mona­ten zwar auto­ma­tisch zu einem Rück­gang der Teue­rungs­ra­te kom­men. Gleich­wohl liegt es an der EZB, die­se Infla­ti­ons­kri­se mit wei­te­ren Maß­nah­men deut­lich zu bremsen.

Die Zins­sät­ze der EZB sind das wich­tigs­te Instru­ment der Zen­tral­bank, um die Geld­men­ge im Euro­sys­tem zu steu­ern. Dies geschieht, indem die Zen­tral­ban­ker über die ver­schie­de­nen Leit­zin­sen die Kos­ten fest­le­gen, die für Geschäfts­ban­ken im Euro­raum anfal­len, wenn die­se sich Geld bei der EZB lei­hen oder es dort hin­ter­le­gen wol­len. Bei nied­ri­gen Leit­zin­sen kön­nen Ban­ken bil­lig Geld lei­hen – auch die Kre­di­te für pri­va­te Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher und Unter­neh­men wer­den dann güns­ti­ger, die im Umlauf befind­li­che Geld­men­ge erhöht sich. Umge­kehrt sor­gen höhe­re Leit­zin­sen für höhe­re Kre­dit­kos­ten und somit mit­tel­bar für eine Abnah­me der Geldmenge.

Beim Haupt­re­fi­nan­zie­rungs­satz der EZB han­delt es sich um den wich­tigs­ten Leit­zins. Die­ser legt fest, zu wel­chem Zins­satz sich Ban­ken Geld von der Zen­tral­bank lei­hen kön­nen. Die Min­dest­lauf­zeit beträgt hier eine Woche. Dabei gilt: Steigt der Zins, so stei­gen auch die Kos­ten für die Ban­ken und somit für die Ver­brau­cher in Form höhe­rer Zin­sen auf Pri­vat­kre­di­te. Umge­kehrt sorgt ein nied­ri­ger Haupt­re­fi­nan­zie­rungs­satz für bil­li­ges Geld und somit für güns­ti­ge Kre­di­te. Der Haupt­re­fi­nan­zie­rungs­satz liegt seit März 2016 unver­än­dert bei null Pro­zent.

Für Kre­dit­neh­mer wird eine straf­fe­re Geld­po­li­tik abseh­bar teu­rer. Stei­gen­de Zin­sen erhö­hen die Kos­ten für Kre­di­te und brem­sen so die Nach­fra­ge. Das hilft dabei, die Infla­ti­on im Griff zu behal­ten. Die Bau­zin­sen, die sich an der Ver­zin­sung von Bun­des­an­lei­hen ori­en­tie­ren, sind bereits deut­lich gestiegen.

„Die EZB befin­det sich natür­lich in einem Kon­flikt. Es besteht die laten­te Gefahr, dass die süd­eu­ro­päi­schen Län­der noch mehr in finan­zi­el­le Nöte gera­ten, als sie es schon längst sind, wenn die Zen­tral­bank die Zins­sät­ze so stark erhö­hen wür­de, wie sie eigent­lich soll­te“, beton­te Hagen abschließend.