Schlüsselübergabe im Kreishaus

Mit einem über­di­men­sio­na­len, sym­bo­li­schen Schlüs­sel doku­men­tie­ren Tho­mas Gem­ke und Mar­co Voge den Wech­sel an der Spit­ze der Kreis­ver­wal­tung. Mar­co Voge über­nimmt den Land­rats­pos­ten von Tho­mas Gem­ke, der sich nicht wie­der zur Wahl gestellt hat­te.
„Ich gehe mit einem lachen­den und einem wei­nen­den Auge. Ich weiß, das sagt ver­mut­lich jeder, aber bei mir ist das so.“ Land­rat Tho­mas Gem­ke ver­lässt nach elf Jah­ren die Brü­cke der Kreis­ver­wal­tung und über­gibt das Kom­man­do an sei­nen Nach­fol­ger Mar­co Voge. Ört­lich bleibt das höchs­te reprä­sen­ta­ti­ve Amt des Krei­ses damit in Bal­ver Hand.

Was bleibt nach elf Jah­ren Tho­mas Gem­ke, der die anspruchs­vol­le Auf­ga­be im Okto­ber 2009 vom Hemera­ner Aloys Stepp­uhn über­nom­men hat. Wel­che Ereig­nis­se, wel­che Pro­ble­me gab es, wel­che Schwie­rig­kei­ten waren zu über­win­den, und wel­che schwe­ren Ent­schei­dun­gen waren zu tref­fen. Gem­ke: „Da blei­ben zunächst vie­le schö­ne Erin­ne­run­gen. Vor allem die Kon­tak­te zu den Men­schen im Mär­ki­schen Kreis, die mir immer wich­tig waren. Des­halb habe ich auch die Ver­lei­hung der Bun­des­ver­dienst­kreu­ze selbst über­nom­men.“ Ohne den ehren­amt­li­chen Ein­satz die­ser Män­ner und Frau­en kön­ne das gedeih­li­che Zusam­men­le­ben in unse­rer Gesell­schaft nicht funk­tio­nie­ren. „Des­halb haben wir ja auch das Ehren­amt in unse­re Sport­ler­eh­rung ein­be­zo­gen.“ Ein Bedürf­nis sei­en ihm auch die Ein­bür­ge­rungs­fei­ern gewe­sen. „Ich woll­te die Neu­bür­ger unbe­dingt per­sön­lich will­kom­men heißen.“

Der schei­den­de Land­rat erin­nert sich an die Flücht­lings­kri­se 2015, als qua­si über Nacht meh­re­re Hun­dert Flücht­lin­ge unter­ge­bracht wer­den muss­ten. Gem­ke: „Das Schick­sal die­ser Men­schen hat vie­le bedrückt. Ein Auf­ruf an die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Kreis­ver­wal­tung – und alle waren sofort bereit zu hel­fen. Das macht mich noch immer stolz auf mei­ne Mann­schaft.“ Das sei auch bei der aktu­el­len Coro­na Pan­de­mie so. „Vor allem im Gesund­heits­be­reich gehen die Beschäf­tig­ten bis an ihre Leis­tungs­gren­ze – und teil­wei­se sogar dar­über hin­aus. Aber auch die übri­gen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus ande­ren Berei­chen der Kreis­ver­wal­tung waren sofort wil­lens mit anzu­pa­cken.“ Er über­ge­be Mar­co Voge eine funk­tio­nie­ren­de, ein­satz­be­rei­te, Sturm erprob­te und leis­tungs­fä­hi­ge Ver­wal­tung, so Land­rat Tho­mas Gem­ke. Das gel­te von der Füh­rungs­crew bis zu den Sachbearbeitern.

Höhe­punk­te in sei­ner elf­jäh­ri­gen Amts­zeit gab es reich­lich. „Da ist natür­lich die REGIONALE 2013 zu nen­nen, die 2025 eine Neu­auf­la­ge erfährt.“ Vie­le Mil­lio­nen Euro För­der­gel­der sei­en in die Regi­on geflos­sen. Gem­ke: „Die fünf süd­west­fä­li­schen Krei­se sind zusam­men­ge­wach­sen und wer­den inzwi­schen auch über­re­gio­nal als star­ke Wirt­schafts­re­gi­on mit vie­len Welt­markt­füh­rern in einer benei­dens­wert schö­nen Land­schaft mit hoher Lebens­qua­li­tät wahrgenommen.“ 

Wer hart arbei­tet, darf auch fei­ern. Der Land­rat führ­te die Mär­ki­schen Wan­der­ta­ge fort, ist mitt­ler­wei­le Prä­si­dent des Sau­er­län­di­schen Gebirgs­ver­eins. In sei­ne Amts­zeit fällt die Eta­blie­rung des Auto­frei­en Vol­me­tals als Event für Jung und Alt mit jeweils vie­len Tau­send Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern. Der Sau­er­land­park lockt jedes Jahr mehr als 200.000 Besu­cher. In über 600 Sport­ver­ei­nen hal­ten sich die Mär­ker gesund, sie bie­ten der Jugend nicht nur eine sport­li­che Hei­mat. Dort wird auch deren sozia­le Kom­pe­tenz geschult. 

Die Bil­dung der jun­gen Men­schen lag dem Bal­ver eben­falls stets am Her­zen. „Der Erhalt und der Aus­bau unse­re Berufs­kol­legs sowie der För­der­schu­len war ein har­tes Stück Arbeit. Aber mit Unter­stüt­zung der Poli­tik ist das gelun­gen, vor allem der Erhalt der För­der­schu­len.“ Ein funk­tio­nie­ren­der Öffent­li­cher Per­so­nen­nah­ver­kehr mit finan­zi­el­ler Stüt­zung der Mär­ki­schen Ver­kehrs­ge­sell­schaft sowie die Reak­ti­vie­rung der Bahn­li­nie Brügge/Gummersbach waren wei­te­re Erfolgs­mel­dun­gen. Die Pfle­ge und der Aus­bau der Part­ner­schaf­ten zum Land­kreis Elbe-Els­ter in Bran­den­burg sowie zum Kreis Rati­bor im pol­ni­schen Ober­schle­si­en gehö­ren eben­falls auf die Haben­sei­te der Gemke-Bilanz. 

Unpro­ble­ma­tisch und immer ziel­ori­en­tiert war für den 63-Jäh­ri­gen die Zusam­men­ar­beit mit den Mit­glie­dern des Kreis­ta­ges sowie deren Frak­tio­nen. „Manch­mal muss­ten wir hart um Ent­schei­dun­gen rin­gen. Für das aus­nahms­los gute Mit­ein­an­der in der Poli­tik zum Wohl unse­rer Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger bin ich dank­bar. Die Beschlüs­se wur­den zumeist mit gro­ßer Mehr­heit getrof­fen.“ Ger­ne habe er auch die Auf­ga­be als obers­ter Poli­zei­chef im Kreis wahr­ge­nom­men. „Die Sor­gen und Nöte der Beam­tin­nen und Beam­ten waren und sind mir sehr wohl bewusst.“ Öffent­li­che Anfein­dun­gen, kör­per­li­che Angrif­fe und Beschimp­fun­gen wer­den lei­der immer mehr. „Das haben unse­re Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten sowie Ret­tungs­kräf­te nicht ver­dient.“ Bei Über­grif­fen auf Ret­tungs­kräf­te des Krei­ses habe er des­halb zu Anzei­gen gera­ten. Gem­ke: „Da gab es dann auch mal spür­ba­re Stra­fen für die Täter.“

Aber natür­lich ist die Amts­zeit von Tho­mas Gem­ke nicht nur in rosa­ro­ten Far­ben zu malen. Am „Wir-Gefühl“ müs­se ohne Unter­lass wei­ter­ge­ar­bei­tet wer­den. „Wir sind nur gemein­sam stark. Das Modell Süd­west­fa­len hat es doch bewie­sen.“ Das Nord­kreis- und Süd­kreis-Den­ken müs­se end­lich über­wun­den wer­den. Die Finanz­aus­stat­tung der Krei­se und Kom­mu­nen müs­se end­lich ver­bes­sert wer­den. Gem­ke: „Kom­mua­le Selbst­ver­wal­tung ist nur mög­lich, wenn man auch das Geld dafür hat.“ Zwar sei der Kreis­haus­halt auf mitt­ler­wei­le mehr als 580 Mil­lio­nen Euro ange­wach­sen – aber das meis­te Geld wer­de für Pflicht­auf­ga­ben aus­ge­ge­ben – bei­spiels­wei­se für die sozia­le Siche­rung und Pflege.

Was bleibt also von der elf­jäh­ri­gen Amts­zeit Tho­mas Gem­kes? Er hat Spu­ren hin­ter­las­sen. Vie­les wird in Zukunft mit sei­nem Namen ver­bun­den wer­den. „Ich habe es aber nicht allei­ne voll­bracht. Tol­le Mit­ar­bei­ter in der Kreis­ver­wal­tung, bei der Poli­zei, den kreis­ei­ge­nen Gesell­schaf­ten sowie die Bür­ger­meis­te­rin­nen und Bür­ger­meis­ter in den Kom­mu­nen und nicht zuletzt die Mit­glie­der des Kreis­ta­ges des Mär­ki­schen Krei­ses haben dar­an einen maß­geb­li­chen Anteil.“

Schlüs­sel­über­ga­be im Kreis­haus: Mar­co Voge (links) über­nimmt von Tho­mas Gem­ke. Foto:Hendrik Klein/Märkischer Kreis