Schockanruf in Menden: Mutter neben der Spur

Nach den Lüden­schei­de­rin­nen sind am Frei­tag zwei wei­te­re Senio­rin­nen aus Men­den und Mei­nerz­ha­gen auf Schock-Anru­fe her­ein­ge­fal­len. In bei­den Fäl­len soll­ten Toch­ter bzw. Nich­te einen töd­li­chen Unfall ver­ur­sacht haben. Die fal­schen Poli­zei­be­am­ten und Staats­an­wäl­te for­der­ten eine Kau­ti­on, um Toch­ter oder Nich­te eine Haft zu ersparen.

90.000 Euro „Kau­ti­on“ ver­lang­ten Schock­an­ru­fer am Frei­tag­mit­tag von einer 78-jäh­ri­gen Mut­ter aus Men­den. Angeb­lich habe ihre Toch­ter einen Unfall ver­ur­sacht, bei dem ein Kind gestor­ben sei. Damit brach­ten die Betrü­ger die Frau völ­lig aus dem Kon­zept. Bevor der von drau­ßen her­ein­kom­men­de Ehe­mann rich­tig ver­stand, was los war, lief die Frau aus dem Haus. Der Hörer lag noch neben dem Tele­fon. Auch der Ehe­mann sprach mit einem der Betrü­ger, wit­ter­te jedoch den Betrug. Er infor­mier­te sei­ne Bank. 

Zu die­sem Zeit­punkt hat­te sei­ne Frau jedoch bereits eine höhe­re Sum­me abge­ho­ben. Wie sich spä­ter her­aus­stell­te, war sie auf dem Weg zum Amts­ge­richt Pader­born. Dort soll­te die Geld­über­ga­be statt­fin­den. Unter­wegs tele­fo­nier­te sie stän­dig mit den Tätern. Der Ehe­mann wand­te sich an die Poli­zei, die eine Fahn­dung nach sei­ner Frau auslöste. 

Der ech­ten Toch­ter, das hat­te der Vater inzwi­schen her­aus­ge­fun­den, ging es gut: Sie hat­te natür­lich kei­nen Ver­kehrs­un­fall ver­ur­sacht. Meh­re­re Ver­su­che, die Ehe­frau per Han­dy zu errei­chen, schei­ter­ten. Schließ­lich erreich­te der Mann sie doch und konn­te sie über­zeu­gen, dass die Toch­ter nie­man­den tot gefah­ren hat. Am Nach­mit­tag stell­te die Poli­zei die Fahn­dungs­maß­nah­men wie­der ein.

Die Zahl der tat­säch­lich erfolg­ten Anru­fe dürf­te um ein mehr­fa­ches höher sein. Wei­te­re Anru­fe gab es in Plet­ten­berg, Kierspe, Iser­lohn und Schalks­müh­le. Es ist nicht aus­zu­schlie­ßen, dass wei­te­re Opfer Geld gezahlt haben. Die Poli­zei rät unbe­dingt, Anzei­ge zu erstatten.

Vor allem älte­re Men­schen soll­ten die Gefahr sol­cher Anru­fe nicht unter­schät­zen. Die Betrü­ger set­zen sehr geschickt auf Angst und Panik und set­zen ihre Opfer mas­siv unter Zeit­druck. Immer wie­der fal­len Senio­ren auf sol­che Anru­fer her­ein, obwohl sie sich infor­miert glaub­ten über die Maschen der Betrü­ger. Am Tele­fon und im Panik-Modus fällt es ihnen schwer, die wei­nen­de Stim­me am ande­ren Ende zu erken­nen. Sie glau­ben das, was ihnen erzählt wird.

Die Poli­zei bit­tet des­halb ins­be­son­de­re Ange­hö­ri­ge, ihre älte­ren Fami­li­en­mit­glie­der immer wie­der auf das Pro­blem hin­zu­wei­sen. Sol­che Kau­tio­nen, wie sie die fal­sche Staats­an­wäl­tin for­der­te, gibt es in Deutsch­land über­haupt nicht. Poli­zei oder Staats­an­walt­schaft schi­cken auch kei­ne Geld-Abho­ler los. Die Poli­zei rät: „Las­sen Sie nicht zu, am Tele­fon aus der Ruhe gebracht zu wer­den! Rufen Sie die ech­te Poli­zei an – unter der 110!“ (cris)


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