Rechte von Biermarke „Balver Lüll“ wieder in Balve

Der Ver­kehrs­ver­ein Bal­ve hat die Rech­te an der Wort­mar­ke „Bal­ver Lüll“ erwor­ben. Das teilt Geschäfts­füh­rer Adal­bert All­hoff-Cra­mer mit. Bis dato waren sie in der Hand der „Luxus Bier GmbH“ Iser­lohn, die mit der Abwick­lung der ehe­ma­li­gen Iser­loh­ner Braue­rei betraut war. Mit dem Erwerb ist die Mar­ke „Bal­ver Lüll“ für Bal­ve gesi­chert. Sie kann also nicht von Drit­ten unbe­fugt ver­wer­tet wer­den — ohne Lokal­be­zug oder his­to­ri­schen Back­ground, so der Geschäfts­füh­rer weiter.

Das Bal­ver Bier hat­te tra­di­tio­nell einen sehr guten — ein ech­ter Export­schla­ger. Um 1600 soll die jähr­li­che Bier­aus­fuhr 1000 bis 1300 Ton­nen betra­gen haben, wobei eine Ton­ne nach dama­li­gem Maß etwa 125 Litern ent­sprach. Die Stadt­ver­wal­tung erhob eine Export­ab­ga­be von einem Stü­ber pro Ton­ne. Gelie­fert wur­de auch in Adels­krei­se bis nach Köln.

So berich­tet jeden­falls der Hei­mat­for­scher Josef Püt­ter in sei­nem Buch „Sau­er­län­di­sches Grenz­land im Wan­del der Zeit“. Bereits der mit­tel­al­ter­li­che Geschichts­schrei­ber Stan­ge­fol (1575–1655) habe in sei­nen vier­bän­di­gen „Anna­les Cir­cu­li West­pha­lic“ das Bal­ver Lüll erwähnt: „Hier­selbst wird ein ziem­li­ches Bier gebraut, so Lüll genannt, und im gan­zen Lan­de bekannt ist“.

Um 1615 erreich­te der Bier­ex­port nach Püt­ter sei­nen Höhe­punkt. Die Heer­stra­ße, direk­te Ver­bin­dung zwi­schen Köln und Arns­berg /Hellweg brach­te damals viel Rei­se­ver­kehr in die Stadt. Der Schwer­last­ver­kehr erfolg­te bevor­zugt auf Och­sen­fuhr­wer­ken. In Bal­ve wur­de Quar­tier bezo­gen. Der Bier­be­darf war dem­entspre­chend hoch.

Nach dem Grau­en des drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges und der Hexen­ver­fol­gung änder­te sich der Zeit­geist: Begü­ter­te Krei­se wie Adel, Kir­che usw. grif­fen ver­mehrt zum Wein. Bei Bau­ern und Klein­bür­gern hin­ge­gen boom­te der Brannt­wein, der sich zu einem Volks­übel ent­wi­ckel­te. Um 1800 wird in Bal­ve von vier Bier­braue­rei­en berich­tet, sowie acht Schnaps­bren­ne­rei­en. Eine alte Bal­ver Chro­nik beschreibt das Wir­te­ge­wer­be als “Lieb­lings­ge­wer­be” der Bal­ver: 1830 wer­den drei Wein‑, 13 Branntwein‑, drei Bier­schen­ken und zehn Wirts­häu­ser in der Stadt gezählt.

Das Bier­brau­er­ge­wer­be hat sich nach Püt­ter bis 1910 in Bal­ve erhal­ten, zuletzt in der Braue­rei Krü­de­wa­gen. Heu­te so berühm­te Sau­er­land-Mar­ken wie Veltins und War­stei­ner waren damals bedeu­tungs­los. Püt­ter fasst zusam­men: “Rück­schau­end lässt sich sagen, dass das Bal­ver Lüll zu den bekann­tes­ten Export­bie­ren des Sau­er­lan­des gezählt hat”.

Bier­mar­ke Bal­ver Lüll bleibt in Bal­ve. Foto: Archiv des Ver­kehrs­ver­eins Bal­ve e.V.