Seit der Coronakrise wird mehr gespart

Der Welt­spar­tag und auch die Befra­gung des Deut­schen Spar­kas­sen- und Giro­ver­ban­des (DSGV) sind Ende Okto­ber in den Spar­kas­sen fes­te Grö­ßen. Die Welt­spar­ta­ge fin­den in der Ver­ei­nig­ten Spar­kas­se im Mär­ki­schen Kreis die­ses Jahr vom 25.10. bis 5.11.2021 statt. Hier­bei wer­den die Kin­der für ihr flei­ßi­ges Spa­ren belohnt und dür­fen sich ein schö­nes Geschenk aus­su­chen. Dass Spa­ren „in“ ist, wird somit schon den klei­nen Kun­den nahe­ge­bracht. Kon­sum­ver­zicht zuguns­ten der Vor­sor­ge für einen gewis­sen Wohl­stand im Alter soll­te früh „geübt“ wer­den. Natür­lich stellt sich der ein oder ande­re die Fra­ge: Wie kann Spa­ren „in“ sein bei der Niedrigzinsphase?

Auch im zwei­ten Jahr der Coro­na­kri­se hat die Pan­de­mie finan­zi­el­le Aus­wir­kun­gen: 42 Pro­zent der Men­schen in Deutsch­land haben ihr Kon­sum­ver­hal­ten im Lau­fe der ver­gan­ge­nen zwölf Mona­te ein­ge­schränkt, nur neun Pro­zent haben es aus­ge­wei­tet. Den­noch sind 43 Pro­zent der Bevöl­ke­rung (sehr) zufrie­den mit ihrer finan­zi­el­len Situa­ti­on – das ist noch­mal ein Pro­zent­punkt mehr als 2020. Dies sind nur zwei der zen­tra­len Ergeb­nis­se des Ver­mö­gens­ba­ro­me­ters 2021 „Die Deut­schen und ihr Geld“. Kai Hagen (Foto), Vor­stands­vor­sit­zen­der der Ver­ei­nig­ten Spar­kas­se im Mär­ki­schen Kreis, kennt wei­te­re über­ra­schen­de Erkennt­nis­se aus der reprä­sen­ta­ti­ven Umfrage.

Herr Hagen, das Ver­mö­gens­ba­ro­me­ter wird seit 2005 erho­ben und zeigt immer wie­der inter­es­san­te Fak­ten und Trends über die Deut­schen und ihr Geld. So lau­tet auch der Titel der jähr­li­chen Stu­die. Was ist in Ihren Augen das über­ra­schends­te Ergeb­nis in die­sem Jahr?

„Es ist schon beacht­lich, dass trotz der anhal­ten­den Kri­se noch mehr Men­schen mit ihren Finan­zen zufrie­den sind. Sehr posi­tiv hat mich außer­dem über­rascht, dass die Men­schen in Deutsch­land den Umgang mit Geld und ihr Finanz­wis­sen offen­sicht­lich viel mehr reflektieren.

Zwei kon­kre­te Bei­spie­le dafür: Spa­ren ist wie­der in. Bei der Erhe­bung der Stu­die haben wir her­aus­ge­fun­den, dass 24 Pro­zent der Befrag­ten mehr Geld zur Sei­te gelegt haben oder das zukünf­tig tun wol­len. Das sind immer­hin drei Pro­zent­punk­te mehr als 2020.

Vie­le Teil­neh­men­de sind sehr kri­tisch, wenn es um ihr Finanz­wis­sen geht. Ins­ge­samt haben 65 Pro­zent ange­ge­ben, ihr all­ge­mei­nes Finanz­wis­sen sei sehr gut bis befrie­di­gend. Auch sind vie­le Men­schen sich über die Kon­se­quen­zen feh­len­der pri­va­ter Vor­sor­ge im Kla­ren. Trotz­dem kennt sich mit 48 Pro­zent ledig­lich gut die Hälf­te sehr gut, gut oder befrie­di­gend mit Alters­vor­sor­ge­pro­duk­ten aus. 62 Pro­zent gaben an, dass ihr Wert­pa­pier­wis­sen nur aus­rei­chend bis unge­nü­gend sei.“

Das sind zum Teil erheb­li­che Lücken. Was stimmt Sie dar­an positiv?

„Es heißt ja, dass Selbst­er­kennt­nis der ers­te Schritt zur Bes­se­rung sei. Die­se Aus­sa­gen las­sen mich hof­fen, dass sich in Zukunft noch mehr Men­schen bes­ser infor­mie­ren und sich der eigent­lich posi­ti­ve Trend fort­setzt. In mei­nen Augen ist es auch ein Auf­trag an die Poli­tik, Finanz­bil­dung sehr viel stär­ker in den Schul­un­ter­richt zu integrieren.“

Hält das Ver­mö­gens­ba­ro­me­ter 2021 noch wei­te­re Über­ra­schun­gen bereit?

„Auf jeden Fall! Nicht nur das Spar­ver­hal­ten der Men­schen ändert sich – son­dern auch, wie sie spa­ren: Über Jahr­zehn­te war das Spar­buch der abso­lu­te Favo­rit der Men­schen hier­zu­lan­de für ihre Geld­an­la­ge. Die­se Zei­ten schei­nen end­gül­tig vor­bei zu sein. Jetzt ste­hen Akti­en und Invest­ment­fonds an ers­ter und zwei­ter Stel­le. Das Spar­buch belegt ledig­lich den drit­ten Platz.

Außer­dem gibt es eine wei­te­re sehr inter­es­san­te Ent­wick­lung: Mitt­ler­wei­le geben sie­ben Pro­zent der Befrag­ten an, dass die soge­nann­ten Kryp­to­wäh­run­gen für sie eine geeig­ne­te Anla­ge­form sei­en. Damit hat sich die­se Zahl seit letz­tem Jahr mehr als ver­dop­pelt. 2020 waren es noch drei Prozent.“

Gibt es neben der Coro­na­kri­se wei­te­re Fak­to­ren, die einen beson­de­ren Ein­fluss auf die Men­schen haben?

„Einer sticht beson­ders her­vor: Die Men­schen ver­fol­gen die Infla­ti­ons­ent­wick­lung in die­sem Jahr sehr auf­merk­sam. 63 Pro­zent der Befrag­ten betrach­ten sie als pro­ble­ma­tisch. Neun Pro­zent haben sogar ange­ge­ben, dass die Preis­stei­ge­rung ihre Haupt­sor­ge für die Erspar­nis­bil­dung darstelle.

Beson­ders beto­nen möch­te ich in die­sem Zusam­men­hang, dass unse­re Befra­gung für das Ver­mö­gens­ba­ro­me­ter in der ers­ten Juli­hälf­te statt­fand. Zu die­sem Zeit­punkt war der Ver­brau­cher-preis­in­dex vom Juni mit 2,3 Pro­zent noch nicht so stark ange­stie­gen. Nach Abschluss der Stu­di­en­erhe­bung wur­de er dann für Juli ver­öf­fent­licht – mit einem Sprung auf 3,8 Pro­zent. Wahr­schein­lich hät­ten nach die­ser Ver­öf­fent­li­chung deut­lich mehr Men­schen ihre Sor­ge zum Aus­druck gebracht.“

Wie ste­hen die Men­schen in der Kri­se zu den Finanz­in­sti­tu­ten, ins­be­son­de­re zu den Sparkassen?

„Das Ver­trau­en der Men­schen hier­zu­lan­de in ihre Spar­kas­sen ist unge­bro­chen: Mit 54 Pro­zent der Nen­nun­gen haben sie wei­ter­hin hohes bezie­hungs­wei­se sogar sehr hohes Ver­trau­en in uns. Damit sind wir wei­ter­hin Spit­zen­rei­ter. Die Genos­sen­schafts­ban­ken fol­gen mit 46 Pro­zent wie schon im ver­gan­ge­nen Jahr auf Rang 2. Unter den Pri­vat­ban­ken erhält die ING mit 38 Pro­zent das größ­te Ver­trau­en. Post­bank und Com­merz­bank ste­hen an vier­ter Stel­le mit jeweils 32 Prozent.

Wir sind sehr stolz dar­auf, die­se Lis­te wei­ter­hin anzu­füh­ren und sehen das auch als Aner­ken­nung für gute, ver­ant­wort­li­che Bera­tung, Prä­senz in der Flä­che und für unse­ren gesell­schaft­li­chen Ein­satz. Die Spar­kas­sen ste­hen dar­über hin­aus nicht nur für gute Finanz­pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen, son­dern auch für fai­re Kon­di­tio­nen. Und wir set­zen uns seit Jahr­zehn­ten nach­hal­tig für die wirt­schaft­li­che und gesell­schaft­li­che Wei­ter­ent­wick­lung der Regi­on ein, in der sich unser Geschäfts­ge­biet befin­det. Die För­de­rung der Lebens­qua­li­tät vor Ort hat für uns einen beson­ders hohen Stel­len­wert. All das schei­nen die Men­schen anzuerkennen.“