Ehrenamtlicher Einsatz für Natur und Mensch

Sie kom­men aus dem Ruhr­ge­biet, aus Mainz, Stutt­gart, selbst aus Kiel oder aus Frankfurt/Oder. Nach Neu­en­ra­de. Nicht zum Urlaub machen, son­dern, um sich für die Gemein­schaft ein­zu­set­zen. Sie packen an. Gemein­sam. Im Wald. Das Berg­wald­pro­jekt macht’s mög­lich.
Die Son­ne scheint, es ist ange­nehm warm, die Aus­sicht ist bes­tens. Die Stil­le wird nur von Vogel­ge­zwit­scher unter­bro­chen. Nichts erin­nert hier, an die­ser Kahl­flä­che einer ehe­ma­li­gen Fich­ten-Mono­kul­tur im Gemein­de­wald Neu­en­ra­de, dar­an, dass vor weni­gen Tagen ein Stark­re­gen unge­ahn­ten Aus­ma­ßes über den Mär­ki­schen Kreis und auch über Neu­en­ra­de nie­der­ge­gan­gen ist. Die jun­gen Men­schen, die hier sind, wis­sen selbst­ver­ständ­lich vom Unwet­ter. Sie spü­ren die Aus­wir­kun­gen. Die Anrei­se aus Kiel, aus Stutt­gart oder aus dem Ruhr­ge­biet gestal­tet sich schwie­rig. Bahn­glei­se sind zer­stört, Stra­ßen weg­ge­spült. Aber sie sind da. Spät, über­mü­det, aber ange­kom­men – im SGV-Wan­der­heim Wie­hardt in Plet­ten­berg. Nicht zum Urlaub machen. Zum Anpa­cken. Zum Auf­bäu­men im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. Zum Ein­satz für Natur und Mensch.
12 jun­ge Men­schen machen beim Berg­wald­pro­jekt mit. Neu ist das Pro­jekt nicht. Seit 2008 fin­det es regel­mä­ßig in Wer­dohl statt. Seit­dem sind dort mehr als 30.000 Laub­bäu­me gepflanzt wor­den. 2020 macht Coro­na der Akti­ons­wo­che einen Strich durch die Rech­nung. 2021 fin­det das Pro­jekt dage­gen wie­der statt – erst­mals in Koope­ra­ti­on zwi­schen dem Ver­ein Berg­wald­pro­jekt und dem Mär­ki­schen Kreis. Erst­mals in Neu­en­ra­de am Imberg. Hier wer­den soge­nann­te Hor­den­gat­ter gebaut – Zäu­ne aus Holz­ele­men­ten, die Setz­lin­ge vor Wild­ver­biss schüt­zen. Gepflanzt wird dann im Okto­ber. Dann ist das Berg­wald­pro­jekt erneut am Imberg.
Wie­der­auf­fors­tung ist wich­tig für die Rege­ne­ra­ti­on des Wald­öko­sys­tems. Auch im Mär­ki­schen Kreis sor­gen Hit­ze, Dür­re oder Schäd­lin­ge wie der Bor­ken­kä­fer für erheb­li­che Wald­schä­den. Seit 2018 muss­ten etwa 6500 Hekt­ar Wald im Kreis­ge­biet abge­holzt wer­den, weil Fich­ten abge­stor­ben sind. Für die­ses Jahr rech­net das Forst­amt Mär­ki­sches Sau­er­land mit wei­te­ren 4000 Hekt­ar Wald – betrof­fen von Unwet­ter-Ereig­nis­sen und Bor­ken­kä­fer-Befall. Nach­hal­tig bewirt­schaf­tet ist der Wald aber auch Teil der Lösung, wenn es dar­um geht, Fol­gen der Kli­ma­ver­än­de­run­gen abzu­mil­dern. Die Pro­jekt­teil­neh­mer aus allen Ecken Deutsch­lands sind ein wich­ti­ges Puz­zle­teil. Sie arbei­ten ehren­amt­lich zum Schutz und Erhalt der hei­mi­schen Öko­sys­te­me. War­um?
„Ich möch­te mei­ne Kom­fort­zo­ne ver­las­sen. Ich bin ger­ne in der Natur, möch­te mei­nen Hori­zont erwei­tern“, sagt eine Teil­neh­me­rin aus Düs­sel­dorf. „Es ist ein span­nen­des Pro­jekt, das Rie­sen­spaß macht. Der Team­spi­rit ist groß­ar­tig. Wir tun Gutes mit­ten in der Natur“, ergänzt Luna Vera Stein­busch, die ein Frei­wil­li­ges Öko­lo­gi­sches Jahr beim Mär­ki­schen Kreis macht.
Für den ehren­amt­li­chen Ein­satz gibt es viel Aner­ken­nung. „Sie leis­ten ganz wich­ti­ge Arbeit, denn unser Wald ist fes­ter Bestand­teil unse­rer Hei­mat, Kul­tur und Iden­ti­tät“, sagt Land­rat Mar­co Voge, der sich gemein­sam mit Kreis­di­rek­to­rin Bar­ba­ra Diens­tel-Küm­per, Dr. Kers­tin Heyl aus dem Fach­dienst Natur- und Umwelt­schutz sowie mit der Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­ten Ulri­ke Wol­fin­ger (SPD) vor Ort ein Bild des Pro­jekts macht. Im Dezem­ber 2019 hat­te der Kreis­tag beschlos­sen, das Pro­jekt in Koope­ra­ti­on mit dem Ver­ein Berg­wald­pro­jekt zu ver­an­stal­ten – eigent­lich in 2020, was aber auf­grund von Coro­na aus­fiel. Revier­förs­ter Frank Bossong und Regio­nal­forst­amts­lei­ter Jörn Heven­dehl loben die ehren­amt­li­chen Teil­neh­mer: „In den Hän­gen zu arbei­ten, ist anstren­gend und her­aus­for­dernd. Was die jun­gen Men­schen hier leis­ten, ist super.“ Und sie geben einen rea­lis­ti­schen Blick auf die aktu­el­le Situa­ti­on des Wal­des: „Wir sind hier in einem Kala­mi­täts-Hot­spot in ganz Euro­pa und ste­hen vor einer land­schafts­his­to­ri­schen Auf­ga­be.„
Pro­jekt­lei­ter Adri­an Brae­mer zieht eine posi­ti­ve Bilanz nach fünf arbeits­rei­chen, aber span­nen­den und ver­bin­den­den Tagen: „Das war eine rund­um gelun­ge­ne Pro­jekt­wo­che. Dan­ke an den Mär­ki­schen Kreis, dass wir das Pro­jekt hier durch­füh­ren dürfen.“

Für den ehren­amt­li­chen Ein­satz gibt es viel Aner­ken­nung. „Sie leis­ten ganz wich­ti­ge Arbeit, denn unser Wald ist fes­ter Bestand­teil unse­rer Hei­mat, Kul­tur und Iden­ti­tät“, sagt Land­rat Mar­co Voge bei einem Vor-Ort-Besuch. Foto: Alex­an­der Ban­ge / Mär­ki­scher Kreis